01. Mai 2022



 

DAS KLEE-BLATT



3. Ausgabe der Vereinszeitung

Inhalt:

Einquartierungen französischer Truppen in Oberkleen
Abbrucharbeiten in der Dorfmitte  in den 1960-iger Jahren
Grenzbegehung im  Jahre 1587
Gautag Hessen in Oberkleen im Jahre 1921
Die zehn Glasfenster
Die Einwohner Oberkleens im Jahre 1924
Fotosammlung Oberkleen
Ausstellungsgegenstände des HGO
Impressum



15.11.2021

Heft Nr. 8: Gottfriedshausen - Gebertshausen



Das Dorf Gebertshausen wurde Wüstung



Noch heute erinnern Flurnamen wie Gottfriedshausen oder Am Gerichtshaus an die ungefähre Lage eines Dorfes, das möglicherweise schon vor 800 n.Chr. bestand und nach dem 30-jährigen Krieg von seinen Bewohnern aufgegeben wurde. Die Gründe dafür sind uns nicht bekannt.




Der Oberkleener Heimatkundler Bernhard Reuter gibt in seinem Heimatbuch über Oberkleen wichtige Hinweise zu möglichen archäologischen Fundstätten in den Fluren am Höllköppel und Am Gerichtshaus. So soll in dem heutigen Waldstück am oberen Mennerkleebach eine kleine Kirche oder ein Turm gestanden haben, der zu dem ausgegangenen Ort Gebertshausen gehört hat.



Wilhelm Reuter, ein in Oberkleen geborener Bauerndichter und Lyriker hat die Ortschaften Gebertshausen und Wertshausen als Spielorte der Handlung seines Roman Die Hexe vom Grauen Stein benutzt und damit sehr zur Popularität der Landschaft am oberen Mennerkleebach beigetragen. Die Spielorte des Romans haben alle einen Bezug zur der Landschaft am oberen Mennerkleebach und am grauen Stein. Im Jahre 2002 wurde im Rahmen eines WaldArt-Symposiums der Roman der Hexe als Theaterstück an den originalen Spielstätten wiederaufgeführt, nachdem bereits 1951, nach Erscheinen des Romans eine Bonbadener Laienspielschar das Stück ebenfalls an einem der Originalschauplätze aufgeführt hatte.

Lorscher Codex Urkunde 3040 (Auszug)



Aus dem Jahre 1608 stammt die Akte HHSTAW 166/167 Nr. 1069 im hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden, in der 37 Männer genannt sind, die vermutlich mit ihren Familien in Gebertshausen und Gottfriedshausen gelebt haben und/oder dort Grundbesitz hatten. Die Autoren des Heftes Erwin Glaum und Hans Gerhard Stahl haben in verschiedenen Quellen nach den Namen Gottfriedshausen und Gebertshausen gesucht. Dabei tauchen bei F. K. ABICHT im ersten und zweiten Teil seiner dreibändigen Enzyklopädie über den Kreis Wetzlar beide Namen mehrmals auf. ABICHT war Pfarrer in Oberkleen und Hochelheim und im heimischen Raum ein Heimatforscher mit Gewicht. Er verweist auf die Urkunde Nr. 3040 im Lorscher Codex, die nach seiner Meinung auf Gebertshausen zielt und ordnet den in der Urkunde genannten Namen Garuuardeshusen eindeutig Gebertshausen zu. ABICHT vermutet, dass der Ort, ähnlich wie Oberkleen, bereits zu Zeiten Karls des Großen bestanden hat.



Als Folge der Bezugnahme von ABICHT haben die beiden Autoren des Heftes die aktuelle Ortsliste des Lorscher Codex nach den Namen Gebertshausen und Gottfriedshausen durchsucht. Beide Namen tauchen in der Ortsliste nicht auf. Auf diese Diskrepanz zwischen ABICHT und dem Lorscher Codex haben die Autoren das hessische Staatsarchiv in Darmstadt (HSTAD) hingewiesen. Dankenswerterweise hat der Leiter des Staatsarchivs geantwortet. Warum sich die im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts stattgefundenen Forschungen nicht auf ABICHT stützen, konnte nicht geklärt werden und würde weitere Nachforschungen notwendig machen.



Der Ort Hausen bei Garbenteich, südöstlich von Gießen hat im Jahre 1986 sein 1000-jähriges Bestehen gefeiert. Historische Grundlage der Feierlichkeiten, war wie in vielen Orten des heimischen Raumes eine Ersterwähnung im Lorscher Codex. Im Falle von Hausen war es die oben genannte Urkunde Nr. 3040, die Hausen bei Garbenteich zugeordnet wurde. Der Leiter des Staatsarchiv in Darmstadt hat daraufhin gewiesen, dass neuere Forschungen davon ausgehen, dass Hausen bei Ober- und Niederbessingen gemeint war.



Im Datenbanksystem ARCINSYS der hessischen Staatsarchive findet man unter den Stichwort Gottfriedshausen eine Vielzahl von Akten aus der Zeit zwischen 1529 und 1812. Darunter eine Aufzählung der Hausgenossen in den Dorfschaften der Vogtei Gottfriedshausen und ein Verzeichnis der herrschaftlichen Untertanen (Männer, Witwen, Kinder, Beamte, Burgleute und Freie) der damaligen Zeit im Amt Gleiberg. Die Aufzählung der Hausgenossen, die in der Vogtei Gottfriedshausen Grundbesitz hatten, enthält 74 Männernamen aus 13 Ortschaften, die zur Vogtei gehörten.

Grenzpunkte der Grenzbegehung von 1676 (Urkunde HHSTAW 166/167 Signature 1077; Auszug)

Zwei Protokolle zu Grenzbegehungen der Vogtei Gottfriedshausen sind im Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden vorhanden. Erwin Glaum hat die Grenzbegehung aus dem Jahre 1667 in die heutige Schriftsprache transkribiert. Die Gegenüberstellung der Originalakte und der Transkription ist im Heft Nr. 8 enthalten. In diesen Protokollen sind Grenzpunkte (historische Flurnamen) genannt, die auch heute noch zugeordnet werden, darunter Bornwiese, Schiff, Creutz, (Dicker) Stein, Furth und Niederkleer Waldeck.
Die Literatur-Recherche von Erwin Glaum beschränkt sich aber nicht nur auf ABICHT, sondern nennt noch weitere Autoren, die sich mit der Urkunde 3040 und dem Lorscher Codex beschäftigen. Der früheste den Autoren bekannte Bezug zur Urkunde 3040 stammt aus dem Jahre 1752 und wurde von Johann Georg Estor verfasst. Er listet alle Ortschaften des Wetteraugau und des Lahngau im 10. Jahrhundert auf. Hierbei werden die Orte ober-Kleen und Garuuardeshusen (Gebertshausen) dem Lahngau zugeordet.



Titelseite

Wann der Ort Gebertshausen aufgegeben wurde, wissen wir nicht. Erwin Glaum nennt mehrere Gründe die schließlich zur Wüstung Gebertshausen geführt haben. Die Pest, der 30-jährige Krieg oder Missernten könnten mögliche Gründe gewesen sein. Erwin Glaum berichtet, dass die Vogtei nach 1608 und vor 1676 Wüstung wurde. Im Jahre 1810 schliesslich wurde die Vogtei Gottfriedshausen von der Nassauischen Regierung aufgelöst (HHSTAW 152 Signature 2505).

Das Heft Nr. 8 mit dem Untertitel Das Dorf Gebertshausen wurde Wüstung hat 89 Seiten und enthält 48 Abbildungen. Es kann bei Hans-Gerhard Stahl, Tel.: 06447/88051 oder beim Kassenwart des Heimat- und Geschichtsvereins Oberkleen, Thorsten Friedrich, Tel.: 06447/6813 zum Preis von 17 Euro erworben werden.


15.02.2021

230. Geburtstag von Friedrich Ludwig Weidig

Eintrag im Kirchenbuch

In der Butzbacher Zeitung vom 15. Februar 2021 wurde dankenswerter Weise an den 230. Geburtstag von Friedrich Ludwig Alexander Weidig erinnert. Weidig wurde bekanntlich am 15. Februar 1791  in Oberkleen geboren und am 18. Febr. 1791 in der evangelischen St. Michaelis Kirche getauft (siehe nebenstehenden Eintrag im Kirchenbuch).

Der besagte Artikel in der BZ wurde unter dem Autorenkürzel "vk" veröffentlicht. VK war das Kürzel von Volkmar Köhler, ein bekannter Journalist, der als freier Mitarbeiter für die verschiedenstens Zeitungen im mittelhessischen Raum geschrieben hat. Er verstarb im August 2019.

Volkmar Köhler, ein studierter Germanist war ein Weidig-Kenner, der seine Abschlussarbeit über Weidig geschrieben hat. Er war es auch, der in der Feierstunde zum 200. Geburtstag von Weidig am 15. Februar 1991 in der Oberkleener Turnhalle  den Festvortrag gehalten hat. Video-Ausschnitte dieser Veranstaltung hier ... (Wir bitten die schlechte Tonqualität zu entschuldigen)




12.10.2020

Drei neue Publikationen des HGO

Dieses Jahr jährt sich am 31. August 2010 zum 10. Mal die Gründung des Heimat- und Geschichtsvereins Oberkleen e.V. (HGO). Das 10jährige Jubiläum sollte am Dorffest-Sonntag, 30. Aug. gefeiert werden. Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass das Dorffest und damit die Feiern zum 10jährigen Bestehen des Vereins abgesagt werden mussten. Die Corona–Pandemie hat dem HGO, wie auch vielen anderen Vereinen mit ihren geplanten Veranstaltungen, einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht.

 

Bereits Anfang Mai wurde das für Ende August geplante Dorffest abgesagt und in das nächste Jahr verschoben. Doch schmollen gilt nicht. Anstatt der Vorbereitungen für das Fest wurden zwei neue Publikationen des HGO erstellt und eine weitere Veröffentlichung fertiggestellt. Die bereits im Jahre 2018 begonnene Broschüre „Altes Rathaus Oberkleen“, erstellt aus Anlass der Restaurierung des Rathauses, konnte beendet werden. Zusätzlich wurde die Erstausgabe der Vereinszeitung „Das Klee-Blatt“ erstellt und die Broschüre „Die Dorfschmiede – 3 Generationen Schmiedemeister in Oberkleen“ - verfasst.

 

Altes Rathaus Oberkleen


Die Broschüre beginnt mit einem geschichtlichen Abriss um die Mitte des 16. Jahrhunderts. Im Jahre 1562 wird die Schmelz-Hütte "bey Obercleen" gebaut (Heft 4 der Oberkleener Heimathefte). Im Ortskern von Cleeberg entsteht im Jahre 1574 das Amtshaus (Altes Rathaus) und acht Jahre später (1582) das Rathaus in Oberkleen. Diese drei Bauprojekte waren für das Amt Cleeberg von großer wirtschaftlicher Bedeutung.

 

Als ein Symbol des Reichtums - zumindest unter dem Klerus - kann auch das im späten 15. Jahrhundert aus Silber gefertigte Abendmahlsgeschirr der evangelischen Kirche Oberkleen gelten. Ob der Kelch und die Patene aus heimischem Silber gefertigt wurden, ist nicht bekannt. Möglich wäre dies sehr wohl, da im Silberbergwerk in Espa/Cleeberg Silber abgebaut wurde. Allein die Existenz eines solch wertvollen Kunstgegenstandes, wie es das Abendmahlsgeschirr ist, lässt auf wirtschaftliche Stärke, zumindest unter den geistlich Herrschenden schließen.

 

Auf den weiteren Seiten der Rathaus-Broschüre werden Ereignisse und Begebenheiten zitiert, die in Zusammenhang mit dem Rathaus stehen. Das Rathaus war der Mittelpunkt des Dorfgeschehens und der Rathaussaal der einzige Versammlungsraum in der Gemeinde. Der Saal diente in den Jahren 1921/22 als Unterrichtsraum, da die beiden Räume der Volkschule nicht ausreichten, um die über 100 Schüler zu unterrichten. Als Anfang der 1930er Jahre die ländlichen Berufsschulen für Mädchen eingerichtet wurden, fand im Rathaussaal für die Schülerinnen und Schüler aus Oberkleen, Niederkleen, Ebersgöns und Cleeberg bis zum Kriegsende der Unterricht statt. Von 1949 bis 1953 war hier eine Außenstelle der Landwirtschaftlichen Kreisberufsschule Wetzlar untergebracht.

 

Am 05. Mai 1914 fand im Rathaus eine denkwürdige Sitzung des Gemeinderates statt, in der über den Einbau einer Abort- und Pissioranlage im Rathaus entschieden wurde, nachdem die königliche Regierung in Koblenz darauf gedrängt hatte, für die im Rathaus unterrichteten Kinder die Möglichkeit zu schaffen, dass sie ihre Notdurft auch dort verrichten konnten. Der Gemeinderat lehnte dieses Ansinnen der königlichen Regierung ab mit der Begründung, dass man das ehrwürdige Fachwerk durch eine Abortanlage „nicht verpesten wolle“ und den Kindern wurde die Möglichkeit eingeräumt bei den unmittelbaren Nachbarn des Rathauses die Benutzung deren Aborte zu gestatten. In dem Protokoll der Gemeinderatssitzung heißt es: „Wir wollen nicht das dieses altehrwürdige Fachwerk durch eine größere Abort- und Pissioranlage verpestet wird.“

 

Im weiteren Verlauf enthält die Broschüre Zeichnungen einer Bauaufnahme des Rathauses aus dem Jahre 1954 durch Studierende des Polytechnikums Friedberg, darunter der spätere Architekt und Bauunternehmer Josef Hanika.

 

Die Broschüre enthält viele ganzseitige Fotos, die während der Restaurierung in den Jahren 2018/19 aufgenommen wurden und Außenaufnahmen vom fertigen Gebäude sowie vom Rathaussaal. Abschließend wird in der Broschüre über die Arbeiten der Vogel- und Naturschutzgruppe Kleenheim berichtet, die von 1980 bis 1984 rund 9000 freiwillige Arbeitsstunden in der vierjährigen Bauzeit geleistet hat und am 03. Mai 1984 den Nutzungsvertrag mit der Gemeinde Langgöns unterzeichnen konnte um das Rathaus ab 1984 als Vereinsheim zu nutzen.

 

Die Dorfschmiede


Die im Jahre 2020 entstandene Broschüre „Die Dorfschmiede“ beschreibt das Schmiedehandwerk in Oberkleen, das durch drei Generationen Schmiedemeister der Familien Schnorr geprägt wurde.

 

Anton Schnorr aus Rechtenbach heiratete im Dezember 1867 Charlotte Wilhelm aus Oberkleen. Aus dieser Ehe gingen 3 Söhne hervor, Heinrich, Wilhelm und Carl. Wie ihr Vater erlernten alle 3 Söhne aus dieser Ehe den Beruf des Schmieds.

 

Das Stammhaus der Familie Schnorr befindet sich in der Marienbergstrasse in Oberkleen. Hier befand sich die Schmiede von Anton Schnorr. Sohn Carl verheirate sich nach Herbornseelbach und betrieb dort das Schmiedehandwerk. Heinrich und Wilhelm blieben in Oberkleen. Wilhelm richtete seine Schmiede im Stammhaus der Familie Schnorr in der Marienbergstraße (Hausname "Schmiddches") ein. Die Schmiede von Heinrich befand sich im heutigen Banngartenweg/Ecke Hauptstraße. Daher haben das Haus und deren Bewohner auch heute noch den Hausnamen "Schmiddhoinerichs". Sein Schwiegersohn Albert Glaum und dessen Sohn Heinz erlernten ebenfalls das Schmiedehandwerk. Heinz Glaum war es, der 1969 mit seinem Betrieb an die Pfingstweide aussiedelte und eine Halle an der Kreisstraße nach Ebersgöns baute. Die Firma Glaum Bauelemante und Metallbau (GBM) stellte Fenster und Türen auch für gewerbliche Bauten her.

 

Der Sohn von Wilhelm Schnorr II., Reinhold Schnorr baute Mitte der 1950iger ein Wohnhaus, eine DEA-Tankstelle und eine Autowerkstatt am Ortausgang, die er ab 1957 betrieb.

 

Die Schmiede des Enkels von Anton Schnorr, Wilhelm Schnorr II. befand sich ganz in der Nähe meines Elternhauses. Wilhelm Schnorr war Hufschmied. Den Geruch des verbrannten Hufes habe ich heute noch in der Nase. Bekam das Pferd ein neues Hufeisen, dann durften wir Kinder beim Beschlagen zuschauen. Weiter wird in der Broschüre auch das Bereifen eines Wagenrades beschrieben. Das Wagenrad lieferte der Wagner und der aus Flachstahl bestehende Eisenreifen wurde vom Schmied auf das Wagenrad aufgezogen. Eine Technik, die sehr viel Erfahrung benötigte. Der Eisenreifen musste im fertigen Zustand mit genügend Spannung auf dem Speichenrad sitzen, um Langlebigkeit zu gewährleisten.Er wurde partiell im Schmiedefeuer (Esse) erhitzt. Außerhalb der Esse lag der Reifen auf dem Rollenbock. Da er nur partiell erhitzt werden konnte, gehörte viel Erfahrung dazu, die richtige "Aufschrumpftemperatur" zu finden. Zum einen durfte der Reifen nicht zu heiß sein, zum anderen aber auch nicht zu sehr abgekühlt, sonst bekam man den Reifen nicht mehr in die geforderte Lage. Die Aufschrumpftemperatur war dabei von entscheidender Bedeutung.

 

Auf den weiteren Seiten der Broschüre befinden sich eine große Anzahl großformatiger Fotos von Schmiedewerkzeugen und Maschinen, die Anfang der 1970er Jahre in der alten Dorfschmiede von Wilhelm Schnorr II. aufgenommen wurden.


Das KLEE-BLATT


Als dritte Publikation des Vereins wurde im März dieses Jahres erstmals die Vereinszeitung „Das Klee-Blatt“ herausgegeben. Der zentrale Artikel der Erstausgabe befasst sich mit dem Bau des Kirchenschiffs der St. Michaelis Kirche in Oberkleen vor 250 Jahren. Hierüber wurde in den Zeitungen berichtet.

 

Wer die beiden Broschüren „Die Dorfschmiede“ und „Altes Rathaus Oberkleen“ erwerben möchte, kann sie auf der Internetseite:

 

Bestellmöglichkeit für die 3. Ausgabe DAS KLEE-BLATT


28.03.2019

Tropfsteinhöhle "Am Berg"


Pfarrer Friedrich Kilian Abicht war Pfarrer in Oberkleen von 1826 bis 1830, anschließend wechselte er nach Hochelheim. Er veröffentlichte in den Jahren 1836/1837 sein dreibändiges Werk "Der Kreis Wetzlar, historisch, statistisch und topografisch". Der zweite Band enthält die Statistik, Topografie und die Ortsgeschichte der Orte des Kreises Wetzlar. Ab den Seiten 75 ff. berichtet er über Oberkleen und beschreibt sehr detailiert die Tropfsteinhöhle Oberkleen.


In dem Kalksteinfelsen, wir würden heute sagen im großen Steinbruch "Am Berg" befand sich diese Tropfsteinhöhle, die im Jahre 1834 entdeckt wurde und durch den Kalksteinabbau verschwunden ist. Erwin Glaum berichtet im ersten Oberkleener Heimatheft ab Seite 56 über den Zustand der Höhle Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Durch Steingeröll, Felsrutschungen und Erdmassenverschiebungen waren die Kammer drei, vier und fünf unzugänglich. Noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren Teile der Tropsteinhöhle sichtbar. Doch mit dem Kalksteinabbbau verschwanden die Kammern der Höhle nach und nach.


Pfarrer Abicht beschreibt die Höhle in den 1830er Jahren sehr detailiert. Aus dieser Beschreibung kann man kann man die folgende Anordnung der Kammern und ihre Größe ableiten. Selbstverständlich können diese Angaben nur ungefähr die tatsächlichen Größenverhältnisse wiedergeben:

Die Tropfsteinhöhle "Am Berg"


Einen weiteren Hinweis auf die Entdeckung der Höhle im Jahre 1834 gibt der Ebersgönser Schullehrer Glaum in der Chronika Ebersgöns:


"§ IX Tropfsteinhöhle 1834

Im Monat April des laufenden Jahres 1834 ist bey dem nur eine viertel Stunde von hier entfernten preußischen Orte Oberkleen und zwar ganz nahe an unsrer Grenz-Gemarkung eine merkwürdige Tropfstein-Höhle entdeckt worden, welche wahrscheinlich die Aufmerksamkeit aller Naturforscher und Mineralogen Deutschlands, vorzüglich der Umgegend, auf sich ziehen wird. Der Berg, worin sich diese Höhle befindet, ist ohngefähr tausend Fuß über der Meeresfläche erhoben, und besteht aus lauter Kalksteinfelsen. Zufällig wurde die mit Hecken überwachsene enge Oeffnung in dieselbe von einem Bewohner in Oberkleen entdeckt. Er warf Steine in die senkrecht gebildete Oeffnung, welche erst nach Verlauf von einigen Sekunden auf den Boden der Höhle gelangten, und machte sogleich von dieser Entdeckung der Ortsbehörde die Anzeige. Diese wagte mit einigen andern Wagehälsn den Versuch, in die Höhle zu gelangen. Groß war ihr Erstaunen, als sie sich gleichsam in einem von der Natur gebildeten großen Keller befanden und den krystall Glanz der Decke und Wände erblickten. Sie gingen weiter, und gelangten nach und nach in noch eine andere aneinander stoßende und nur durch Wände getrennte große Höhle. Allerhand Figuren, von Tropfstein gebildet, stellten sich ihren Augen dar, von welcher sie viele Stücke abbrachen, und ans Tageslicht förderten. Diese Wagehälse gelangten, mittelst ihres Seils glücklich wieder aufs freye Land und freuten sich ihrer großen gemachten Entdeckung. Seit diesem ersten gewagten Versuch haben nun bereits mehr als sechsig Menschen aus der Umgegend diese Höllenfahrt oder vielmehr Höhlenfahrt gewagt und sind sämtlich, mit Tropfsteinfiguren beladen, glücklich wieder zurück gekommen. Die verehrliche königliche Regierung zu Coblenz, in deren Bezirk sich diese Höhle befindet, durfte gewiß diese wichtige Entdeckung der größten Aufmerksamkeit würdigen, die Höhle von Sachverständigen genau untersuchen lasen und zu seiner Zeit dem deutschen Publico Bericht darüber erstatten." 


Soweit der Originaltext von Lehrer Glaum.


02.02.2018

So war's früher bei uns in Oberkleen

7. Heft der Oberkleener Heimathefte


"Wir schnitzten Weidenpfeifen, liefen mit unserem Steckenpferd oder einem Eisenreif durch den Ort und wenn ein Bräutigam seine Geliebte zum Traualtar führte, musste er an uns Kinder einen Geldbetrag bezahlen, damit wir dem Weg zur Kirche freimachten.“ Diese Erinnerungen an eine Kindheit in den 30er und 40er Jahre des vergangenen Jahrhunderts in Oberkleen stammen aus dem 7. Oberkleener Heimatheft, das der Heimat- und Geschichtsverein Oberkleen e.V. (HGO) kürzlich veröffentlicht hat.

 

Die Dorfstraße mit dem Hirschwirt’schen Haus

 

„So war’s früher bei uns in Oberkleen“. Das ist der Titel des neuesten Werks von Erwin Glaum (Jahrgang 1928) und seinen drei Mitautoren. Der Herausgeber und Hauptautor des Heftes gibt auf knapp 200 mit 125 Fotos reich bebilderten Seiten die Erfahrungen und Erlebnisse seiner Kinder- und Jugendzeit wieder. Für das Layout und die Bildgestaltung sorgte Hans-Gerhard Stahl.


Bei einem Spaziergang durch Oberkleen beschreibt Erwin Glaum die ortsbildprägenden Gebäude wie Kirche, Schule, Pfarrhaus, Altes Rathaus und Backhäuser, aber auch die nähere Umgebung des Ortes und weist auf die Handwerksbetriebe und Gewerbetreibenden der damaligen Zeit hin.

 

Ein Hochzeitspaar in Hüttenberger Tracht in den 1930er Jahren

"Auf diese Weise möchte ich das Verständnis und die Neugierde für die Vergangenheit wecken. Fotos aus früherer Zeit sollen darüber hinaus Einblicke geben, wie unsere Heimat Oberkleen vor etwa 80 Jahren aussah", sagt Erwin Glaum. Die Zeitspanne der 1930er und 1940er Jahre beschreibt nur einen kleinen geschichtlichen Abschnitt, der jedoch im Vergleich zur heutigen Zeit, mit den Errungenschaften des späten 20. und 21. Jahrhunderts vermeintliche Defizite aufweist, die für die Menschen der damaligen Zeit gar keine waren.




Viele Sitten und Gebräuche aus der damaligen Zeit sind heute leider weitestgehend vergessen oder unbekannt, deshalb war es dem Autor wichtig, genau diese Zeitspanne aus der Geschichte seines Heimatdorfes zu erforschen und festzuhalten. "Es erschien uns auch deshalb sinnvoll, weil es noch Zeitzeugen gibt, die ihre Erlebnisse und Erfahrungen weitergeben können", erklärt der Autor das Thema des jüngsten Heftes dieser Reihe.

 

Ein Original Oberkleener Kastenschlitten

Erwin Glaum beschreibt viele schöne alte Kinderspiele, die sicherlich bei so manchen Lesern Erinnerungen an früher hervorrufen werden. Das Spiel mit Murmeln war beliebt, die Jungen spielten mit Pfeilen, die Schulmädchen mit Bällen und wer mutig war, sprang mit Hilfe einer Stange über den Kleebach. Das Seilspringen war früher eine Domäne der Mädchen. Beim Schlittschuhlaufen war die Dorfjugend vereint, ebenso beim Schlittenfahren auf dem „Trieb“. Wissen und handwerkliches Geschick brauchte man zur Herstellung einer Weidenpfeife. Sehr beliebt war auch das Stelzen laufen. Bei schlechtem Wetter spielte man Mensch ärgere dich nicht, Mühle oder Mikado. Gerne beschäftigten sich die Jungen auch mit Laubsägearbeiten oder Metallbaukästen.


Im Sommer fingen die Kinder und Jugendlichen Junikäfer, die am nächsten Morgen der hungrigen Hühnerschar zum Fraß hingeworfen wurden, 10 Pfennige bekamen die Jugendlichen für jeden gefangenen Maulwurf, der in der damaligen Zeit als Schädling eingestuft wurde. Mädchen und Jungen trafen sich vor der Konfirmation, um korbweise Rosen aus Krepppapier anzufertigen, um damit die Kirche zu schmücken. Schulkinder holten sich bei Onkel und Tante am Neujahrstag das „Naujährche“. Den Verliebten im Dorf wurde das „Pädche gestreut“ um damit die „heimliche Liebe“ bekannt zu machen.

 

 

Zahlreiche Beispiele machen bildhaft deutlich, wie das Leben rund um Haus und Hof ablief. Nach der Hausschlachtung gab es die Metzelsuppe, die Wurst wurde in der „Daas“ geräuchert. Damit man den „Hoink“ kochen konnte, mussten die Kinder zunächst die „gläsernen Stiefel“ und das „Hoink-Leiterchen“ am anderen Ende des Dorfes holen. Im Herbst ging es zu nachtschlafener Zeit mit Mutter und Oma in den Butzbacher Wald, um Heidelbeeren zu pflücken. Fünf (!) Stunden später hatte jeder ein kleines Eimerchen voll mit Heidelbeeren. Am folgenden Samstag gab es dann als Belohnung den lecker schmeckenden Heidelbeer-Kuchen.

 „Viele dieser Sitten und Gebräuche sind heutzutage vollkommen aus dem Dorfbild verschwunden“, bedauert Erwin Glaum.

 

Oberkleen wurde von der Landwirtschaft geprägt. Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, besaß jede Familie Land, das auch landwirtschaftlich genutzt wurde. Geschildert im Heft werden das Säen, die Pflege, das Düngen und die Ernte des Getreides. Die Einwohner waren voller Spannung, sobald die Dreschmaschine in das Dorf kam. Für die Kinder war es aufregend zuzuschauen, wie der Dreschwagen und vor allem die Antriebsmaschine – die „Schwarz“ – in die kleinen Gässchen manövriert wurden. Am Tag der Kartoffelernte durften die Kinder im nahe gelegenen Wald Reisig holen und ein Feuer mit dem Kartoffelkraut machen. „Die in dem Feuer gegarten und leicht angebrannten Kartoffeln schmeckten allen Anwesenden besonders gut!“, erinnert sich unser Mitglied und Autor Erwin Glaum.


Es soll aber auch nicht die schwere Arbeit in der Landwirtschaft verschwiegen werden. In einem Beitrag wird auf die großen Belastungen der Frauen eingegangen, denen sie bei ihren Tätigkeiten rund um Haus und Hof ausgesetzt waren. Arbeiten auf dem Feld wie Heu wenden, das geschnittene  Getreide mit der Sichel aufnehmen, Dickwurz hacken und Kartoffeln mit dem Karst ausmachen, waren Schwerstarbeiten!


Schwerstarbeit für Frauen: Mit dem Karst mussten sie die Kartoffeln ausmachen

 

Im letzten Kapitel des Heftes beschreibt Bernhard Reuter (1906-1997) das Brot- und Kuchenbacken. Ein Artikel der aus dem Heimatbuch von Bernhard Reuter in Heft 7 übernommen wurde. Ergänzt wird das Kapitel um die Backordnung der Backhäuser aus dem Jahre 1886, die auch in den 1930er und 1940er Jahren noch Anwendung fand.

 

„Seit Ende des Zweiten Weltkrieges haben sich in allen Lebensbereichen große Veränderungen vollzogen“, resümiert der Herausgeber. Das Buch soll verdeutlichen welche Umbrüche es  in den vergangenen Jahrzehnten in Oberkleen gegeben hat, wobei aber der Ort Oberkleen nur beispielhaft dafür steht, welche Veränderungen sich im dörflichen Leben seit dieser Zeit ereignet haben.

17.07.2016

Umsetzung des historischen
Grenzsteines Nr. 248 

Die Grenze zwischen dem Herzogtum Nassau und dem Königreich Preußen wurde durch Grenzsteine markiert. Viele dieser Grenzsteine sind auch heute, ca. 200 Jahre nach dem Setzen der Steine, noch sichtbar. So auch im Bereich der ehemaligen Verwaltungsgrenze zwischen den Gemeinden Cleeberg und Oberkleen. Diese Grenzsteine sind Kleindenkmäler im Sinne des hessischen Denkmalschutzgesetzes. Die Steine markieren aber heute keine gültigen Verwaltungsgrenzen mehr.

 

Beim Bau des Fahrradweges zwischen den Gemeinden Cleeberg und Oberkleen musste der Grenzstein Nr. 248, der sich im Bereich des hinteren Hartwaldes in der Nähe des Hochwasser – Schutzwalls befindet, entfernt werden. Nach der Wiedersetzung des Steines entsprachen sowohl der Standort als auch die Ausrichtung des Steins nicht mehr der ursprünglichen Lage.

Grenzstein Nr. 248

Historischer Grenzstein Nr. 248

Im Beisein des Beauftragen für historische Grenzsteine Herrn Uwe Mathes aus Braunfels wurde von Mitgliedern des Heimat- und Geschichtsvereins Oberkleen e.V. der historische Grenzstein, der die ehemalige Grenze zwischen dem Herzogtum Nassau und dem Altkreis Wetzlar markiert, wieder auf die historische Grenze zurückgesetzt und auch in der Ausrichtung des Steines wurde dem historischen Grenzverlauf Rechnung getragen.

Grenzverlauf von 1826

Ausschnitt der Flurkarte von Oberkleen aus dem Jahre 1826 (Quelle: HHSTAW)

Der Kartenausschnitt der Flurkarte von Oberkleen aus dem Jahre 1826 zeigt einen Ausschnitt im Bereich der Flur VI an der Grenze zwischen dem Herzogtum Nassau (rechts) und dem damaligen Kreis Wetzlar. An dieser ehemaligen Grenze befindet sich dieser Stein.

 

Oberkleen gehörte bis Anfang des 19. Jahrhunderts zum Amt Cleeberg. Bis 1803 wurde das Amt Cleeberg von Hessen-Darmstadt und Nassau-Weilburg im Verhältnis 2/3 zu 1/3 gemeinsam verwaltet. 1803 ging das Amt in den Besitz von Nassau-Weilburg und schließlich in den Besitz des Herzogtums Nassau über. Mit der Auflösung des Amtes Cleeberg wurde Oberkleen zusammen mit Ebersgöns dem Amt Atzbach zugeschlagen. 1816 ging das Amt Atzbach in den Besitz des Königreichs Preußen über. Der im Jahre 1816, also vor 200 Jahren gegründete Kreis Wetzlar wurde der preussischen Rheinprovinz zugeordnet und gehörte damit zum Regierungsbezirk Koblenz.

 

Herr Mathes (4. v.l.) und Mitglieder des HGO nach getaner Arbeit

 

30.01.2013

Der Schriftzug im Turm der St. Michaelis Kirche zu Oberkleen ist enträtselt 

 Der Leiter der Evangelischen Archivstelle Boppard Dr. Andreas Metzing war anlässlich der Vorstellung des dritten Heftes der Oberkleener Heimathefte in unserer St. Michaelis Kirche. Noch am selben Tag präsentierte er die Lösung des bisher unbekannten Schriftzuges über dem Westportal und schrieb an den Autor des Heftes Erwin Glaum: „Die Inschrift im Oberkleener Kirchturm könnte etwa in folgender Art angeordnet gewesen sein (die erhaltenen Buchstaben sind fett gedruckt, die anderen kursiv)":

Der Schriftzug im Turm ist enträtselt


Bei diesen Worten handelt es sich um Verse aus dem alttesta-mentlichen Buch Hiob (Kapitel 19, die Verse 25 bis 27) – allerdings in der ursprünglichen Übersetzung der Bibel durch Martin Luther aus dem Jahre 1545, die sich vom heute gebräuchlichen Text stark unterscheidet. Wahrscheinlich konnte deshalb bisher niemand das Rätsel lösen.  

Damit ist Dr. Metzing der Gewinner des auf der letzten Seite des Beiheftes ausgelobten Gewinnspiels. Herzlichen Glückwunsch.    


02.07.2015

Emporenbilder St. Michaelis Oberkleen

3 Emporenbilder der St. Michaelis Kirche in Oberkleen

 

Daniel Hisgen als Maler der Emporenbilder nachgewiesen

Die Vermutung war seit Jahren bekannt, nun jedoch konnte auch der Nachweis erbracht werden, dass der Kunstmaler Daniel Hisgen die Emporenbilder der St. Michaelis Kirche in Oberkleen geschaffen hat. Die beiden Mitglieder des Heimat- und Geschichtsvereins Oberkleen e.V. Erwin Glaum und Hans-Gerhard Stahl machten diesen historisch bedeutsamen Fund. Sie besuchten im April 2015 das Archiv der Rheinischen Kirche in Boppard, um die dort aufbewahrten Rechnungen der Kirchengemeinde Oberkleen aus der Zeit von 1722 bis 1806 zu sichten. Vorrangig ging es den beiden Heimatforschem darum, nach Hinweisen über den Maler der Emporenbilder zu suchen.

 

Emporengemälde Kirche Oberkleen

Emporenbild Nr. 7: „Moses Errettung" Bibelstelle: II. Mose II

 

 

Die entsprechenden Hinweise fanden die Beiden im Rechnungsbuch aus dem Jahre 1770 über den Neubau des Kirchenschiffs. Danach wurden für das Ausmalen der Kirche und für das Vergolden dem Kunstmaler Daniel Hisgen 193 Gulden und 8 Kreuzer bezahlt. Die verwendeten Farben und das Gold kosteten zusätzlich 163 Gulden und 76 Kreuzer.

Welchen Gegenwert hatte diese Summe am Ende des 18. Jahrhunderts? Das Münzsystem war damals dreigeteilt: 1 Florin/Gulden entsprach 30 Alby oder 60 Kreuzer. So erhielt ein Arbeiter für das Steinbrechen pro Tag 20 Kreuzer. Der Arbeitslohn für 8 Tage Fundamentgraben betrug 2 Gulden und 16 Kreuzer. Ein Mann wurde nach Frankfurt geschickt, um Tannenholz zu begutachten. Dafür wurde er mit 4 Gulden entlohnt. Diese Vergleichsbeträge sollen einen gewissen Eindruck vermitteln, um die Ausgaben an Daniel Hisgen sowohl für das Ausmalen des Kirchenschiffs als auch für Farben und Gold einzuordnen.

 

Kirchenbuch von 1770

Ein Eintrag im Heft der Kirchenbau-Rechnung zu Daniel Hisgen

 

Wir müssen davon ausgehen, dass Daniel Hisgen außer den Emporebildern auch das Deckengemälde, die vier Rokaillen und die Bilder der vier Apostel an der Kanzel gemalt hat. Wer war dieser Daniel Hisgen? Er war Kirchenmaler in der Zeit des Rokoko und wurde als Sohn eines Pfarrers am 10. April 1733 in Nieder-Weisel geboren. Es fehlt allerdings der Eintrag im Kirchenbuch. Die Vorfahren der Familie waren Hugenotten, die aus Frankreich über Holland geflohen waren und sich dann im Raum Wetzlar, Lich und Montabaur niedergelassen hatten. Sein Vater Johann Georg Hisgen versah in Nieder-Weisel seinen Dienst als Pfarrer von 1732 bis 1769. Daniel Hisgen heiratete am 28. April 1769 die Philippina Louisa Stiehler aus Alten-Buseck. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor, drei Mädchen und drei Söhne. Die älteste Tochter, Johannetta Catharina, wurde 1769 nur wenige Wochen nach der Hochzeit geboren. Hierfür wurde dem Paar eine Kirchenstrafe auferlegt. Der älteste Sohn Friedrich Wilhelm wurde 1773 geboren. Daniel Hisgen lebte mit seiner Familie in Lich und starb dort am 19. Februar 1812. Das Wohnhaus der Familie steht noch in der Seelenhofgasse in Lich. Kennzeichnend für Hisgen ist die spätbarocke Lichtführung, die eine Bewegung der Figuren andeutet. Hisgens Werke haben die Bilder von C. Meurer aus der sog. Tübinger Bibel zum Vorbild. Typisch für Hisgen ist auch die Darstellung in zeitgenössischer Rokoko-Kleidung, besonders deutlich bei dem Bild "Mose Errettung", auf dem die ägyptische Prinzessin Mose aus dem Wasser rettet.

 

Deckengemälde Kirche Oberkleen

Das Deckengemälde thematisiert die „Himmelfahrt Jesu“

 

Werfen wir einen Blick fast 250 Jahre zurück in das Dorf im Kleebachtal. Es ist das Jahr 1770 und in Oberkleen steht am Erntedank-Sonntag ein ganz besonderer Festlicher Gottesdienst an, denn das neu erbaute Kirchenschiff wird eingeweiht. Der Kunstmaler Daniel Hisgen dürfte als Maler zahlreicher Bilder bei dieser Weihe unter den Honoratioren in der ersten Reihe gesessen haben. Zu den Honoratioren zählten sicherlich auch die Vertreter des Fürstentums Nassau-Weilburg und der Grafschaft Hessen-Darmstadt, zu denen das Amt Cleeberg und damit Oberkleen gehörten. Auch sollten der Kirchenbaumeister Johann Konrad Rühl sowie der damalige Oberkleener Dorfpfarrer Johann Friedrich Schmidtborn und sein Vorgänger Daniel Draudt anwesend gewesen sein.

 

Pfarrer Schmidtborn starb ein Jahr nach der Einweihung des Kirchenschiffs im Jahre 1771 im Alter von 35 Jahren. So konnte er sich nur kurze Zeit an der Schönheit des neu erbauten Sakralraumes erfreuen.

 

Kirchenschiff St. Michaelis Oberkleen

Blick ins Kirchenschiff im Juni 2015

 

Wesentlichen Anteil an der künstlerischen Ausgestaltung des Kirchenraumes haben die 25 Gemälde zur biblischen Geschichte - angefangen von der Schöpfung bis zur Ausgießung des Heiligen Geistes - welche die drei seitige Empore der St. Michaelis Kirche zieren. Das jeweilige Bildelement besteht aus dem eigentlichen Gemälde, dem Holzrahmen, der Bildunterschrift und der zum Gemälde gehörenden Bibelstelle. Die Gemälde wurden zuletzt im Jahre 1979 beim Landesamt für Denkmalpflege in Wiesbaden restauriert.

Professor Dr. Heinz-Lothar Worm aus Linden-Leihgestern hat bereits im Jahre 2011 bei einem Besuch der Kirche in Oberkleen die Vermutung geäußert, dass die Emporenbilder von Daniel Hisgen geschaffen wurden. Diese Vermutung wurde bekräftigt durch die Wiedergabe von 43 Gemälden der Atzbacher Kirche in einem Andachtsbuch, das der Unterstützungsverein der Kirchengemeinden Dorlar und Atzbach herausgegeben hat. Die Emporengemälde der Atzbacher Kirche weisen demnach oft das gleiche Motiv auf wie die in Oberkleen und lassen auf eine ähnliche oder gleiche Maltechnik schließen. Außerdem befinden sich von dem Maler Hisgen zwölf Darstellungen zur biblischen Geschichte an der Emporenbrüstung der evangelischen Kirche in Leihgestern. Eine davon trägt die Signatur des Malers: "D. Hisgen pinixt1789".

 

In der evangelischen Jakobuskirche in Lang-Göns entdeckte Dr. Walter Hilbrands, Dozent an der Freien Theologischen Hochschule in Gießen, im vergangenen September eine Hisgen-Signatur aus dem Jahre 1775 auf einem der 20 Bilder mit biblischen Motiven, deren Maler und Entstehungsjahr bis dahin unbekannt waren. Somit war die Hisgen-Verfasserschaft auch für diese Bilder erbracht.

 

Erhaltene Brüstungsmalereien, die Hisgen zugeschrieben werden, findet man in 13 Kirchen in Oberhessen. In sechs dieser Kirchen wurde die Urheberschaft Hisgens nachgewiesen, unter anderen in Atzbach, Lang-Göns, Leihgestern und nun auch in Oberkleen.

 

Leider sind aus dem Rechnungsbuch die letzten 12 Blätter offenbar schon zu einem frühen Zeitpunkt herausgetrennt worden. Möglicherweise hätte man noch weitere Ausgabenposten gefunden, die dem Maler Daniel Hisgen hätten zugeordnet werden können.

 

15.06.2014 

Die Schmelz-Hütte bei Oberkleen

Eine Baukosten Rechnung über die Errichtung einer Schmelz-Hütte im Jahre 1562

 

Der Heimat- und Geschichtsverein Oberkleen e.V. stellt das 4. Heft seiner Reihe „Oberkleener Heimathefte“ der Öffentlichkeit vor. Das Heft enthält im ersten Teil eine Kopie des 13 Seiten umfassenden Originaldokumentes, das im Hauptstaats-archiv in Wiesbaden (HHSTAW) aufbewahrt wird. Die Transkription dieses Dokumentes wurde von dem Hobbygenealogen und Heimatforscher Herrn Hanno Müller aus Fernwald-Steinbach vorgenommen. Im zweiten Teil werden die im Dokument genannten Bauteile der Schmelz-Hütte beschrieben und die Gewerke genannt, die zur Errichtung der Hütte notwendig waren. Ausführlich befasst sich der Autor Hans-Gerhard Stahl mit den bezahlten Löhnen beim Bau der Hütte und den damals geltenden Preisen. Im abschließenden Kapitel, das von dem Autor der bisherigen Heimathefte Erwin Glaum bearbeitet wurde, wird auf die Erze eingegangen, die in der Schmelz-Hütte bei Oberkleen verarbeitet wurden.  

 

Die Zeit zwischen 1450 und 1590 war für die Dörfer des oberen Kleebachtales eine Blütezeit. Zwischen 1450 und 1500 wurde der Kirchturm der Oberkleener St. Michalis Kirche errichtet. Als ein Symbol des Reichtums kann auch das im späten 15. Jahrhundert aus Silber gefertigte Abendmahlsgeschirr der Oberkleener Kirche gelten. Im Jahre 1574 wurde das Amtshaus in Cleeberg gebaut und 8 Jahre später (1582) wird das Rathaus in Oberkleen seiner Bestimmung übergeben. Zuvor hatte man im Jahre 1562 die Schmelz-Hütte zwischen den Ortschaften Cleeberg und Oberkleen erstellt. Alle vier Gebäude waren für das obere Kleebachtal und im Speziellen für das Amt Cleeberg von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung. Alleine für die Schmelz-Hütte betrugen die Baukosten ca. 400   Gulden, was in der damaligen Zeit einem Gegenwert von drei bis vier größeren Wohnhäusern entsprach. Begründet war der Reichtum vermutlich durch die reichhaltigen Erzvorkommen am Gaulskopf bei Espa. In den Gruben „Silbersegen“ und „Amalie“ wurden schon in der Mitte des 15. Jahrhunderts Silber-, Kupfer- und Bleierze abgebaut.

 

Schmelz-Hütte mit 3 Öfen (Agrigola, De Re Metallica Libri XII, Marixverlag Wiesbaden)

Der in Glauchgau  in Sachsen im Jahre 1494 geborene und in Chemnitz 1555 gestorbene Gelehrte Gregorius Agricola beschreibt in seinem 12bändigen Werk „DE RE METALLICA LIBRI XII“ detailliert die Aufbereitung der Erze für das Schmelzen und die Gewinnungsverfahren der Metalle in den verschiedenen Schmelzöfen. In zahlreichen Abbildungen (Holzschnitte) gibt Agricola einen Einblick und eine Vorstellung wie die Einbauten einer Schmelz-Hütte zur damaligen Zeit ausgesehen haben und beschreibt deren Funktion. Da das Werk in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstanden ist, kann man davon ausgehen, dass der von Agricola beschriebene Stand der Technik im Hüttenwesen auch in etwa beim Bau der Schmelz-Hütte bei Oberkleen realisiert wurde. Da es keine Darstellungen von der Schmelz-Hütte bei Oberkleen und ihren Einbauten gibt, verwendet der Autor Hans-Gerhard Stahl in seinem Heft mit Genehmigung des Marixverlages / Wiesbaden viele dieser Darstellungen um die oft nur schwer verständlichen Texte im Dokument in eine technische Beschreibung zu transportieren. Folgende Einbauten sind in der Baukosten-Aufstellung genannt: Wasserrad, Wellbaum, Blasebalg, Pochwerk sowie Röstofen und Schmelzofen.

 

Laufrad, Welle (Wellbaum) und Pochwerk (Agrigola, De Re Metallica Libri XII, Marixverlag Wiesbaden)

Das Wasserrad saß auf einer Welle und bewegte die Stempel des Pochwerkes zum Zerkleinern der Erzstücke und die Blasebälge, mit deren Hilfe den Schmelzöfen Luft bzw. Sauerstoff zugeführt wurde. Das Wasserrad samt Zubehör wurde von Meister Baltzern aus Niederkleen hergestellt. Laut Baukosten-Aufstellung erhielt er für seine Arbeiten einen Arbeitslohn von13 Gulden, 6 ½ Turnosen und 9 Heller. Geht man davon aus, dass der Tageslohn eines Handwerkers im Mittel 32 Heller betrug, dann war eine Arbeitsleistung von ca. 90 Manntagen notwendig, um das Wasserrad herzustellen. Für die Welle (der Wellbaum), auf dem das Laufrad saß, musste ein Baum ausgesucht werden, der in Größe und Aussehen den Anforderungen genügte. Die Herstellungskosten der Welle betrugen ca. 10 Gulden. Hierin enthalten sind ein nicht unerheblicher Anteil an Verzehrkosten für die Beamten (berittener Förster), Zimmerleute (Behauen des Stammes) und Hilfskräfte.

 

Für einen Schmelz- oder Röstofen wurde ein Blasebalg  benötigt, mit dem der Brennstelle Luft und damit Sauerstoff zugeführt wurde, um die Verbrennungstemperatur zu steigern und den Schmelzvorgang zu beschleunigen. Die beiden in der Baukosten-Aufstellung genannten Blasebälge sind der größte Ausgabeposten mit 52 ½ Gulden, 3 Turnosen und 6 Heller. Alleine ein Betrag von 3 Gulden war notwendig, um die Bälge, die in Frankfurt gefertigt wurden, nach Oberkleen zu transportieren. Mit Hilfe des Pochwerkes wurden die in den Bergwerken geschlagenen Roherze zerkleinert und für den Schmelzvorgang aufbereitet. Das Pochwerk bestand aus mehreren Pochstempeln mit einem quadratischen Querschnitt von ca. ½ Fuß Stärke und ca. 9 Fuß Länge ( Fuß = ca. 28 cm). Die Stempel wurden von der drehenden Welle angehoben und fielen durch ihr Eigengewicht wieder zurück, so dass ein kontinuierliches Pochen  (Zertrümmern) der Stein- und Erzstücke möglich war. Meister Baltzern aus Niederkleen erhielt für die Anfertigung des Pochwerkes und der beiden Blasebalggerüste einen Arbeitslohn von 15 Gulden.

 

In der Baukosten-Aufstellung sind viele Gewerke aufgeführt. Die Wichtigsten sollen hier genannt werden:

- Fundament ausgraben

- Ausgrabungen am Wasserrad

- Ziegel und Mauersteine herstellen

- Backsteine für den Schmelzofen herstellen 

- Herstellen des Gebäudes, der Schmelzöfen und das Röstofens 

- Dachdeckerarbeiten

 

Von  der Größe der Schmelz-Hütte zeugen auch die 165 Kubikmeter (192 Fuder) gebrochene Mauersteine (Kalksteine) sowie die 5.500 Ziegel und 200 Backsteine, die zum Bau der Schmelz-Hütte benötigt wurden. Alleine um die Menge Mauersteine zu brechen wurden vom Amt Cleeberg 7 Gulden gezahlt. Dies entspricht einer Arbeitsleistung von 47 Manntagen. Zusätzlich wurden laut Baukosten-Aufstellung für den Transport der Mauersteine zur Schmelz-Hütte ca. 12 Gulden entrichtet.

 

Modellhafte Darstellung der Zusammen-setzung des Erzes Kupferkies aus Kupfer, Eisen und Schwefel.

Die Hütte bei Oberkleen hatte 3 Schmelzöfen  und einen Röstofen. Das Rösten der Erze war notwendig um „fette Bestandteile“ wie Bitumen und Schwefel vor dem Schmelzen zu verbrennen und dadurch die Reinheit der Metalle zu steigern. Der Mitautor Erwin Glaum beschreibt in Kap. 7 des Heftes das Rösten von Bleiglanz und Kupferkies und geht auf die chemischen Vorgänge des Schmelzens der Metalle in den Schmelzöfen ein. „Meister Henrich von Weilmünst von der Schmeltz Hütt zumach geb vff sein Costen“, so steht es im Original-Dokument. Für das Bauen und planen der Hütte erhielt der Meister einen Betrag von 35 ½ Gulden. Jacob Meuern erhielt für das Aufmauern des Röstofens und der 3 Schmelzöfen einen Betrag von 13 Gulden,10 Turnosen und 4 Heller, was einer Arbeitsleistung von 88 Manntagen entspricht.

 

Bis weit in das 20. Jahrhundert hinein war es üblich, dass die Handwerker von den Bauherren bewirtet wurden. Sie erhielten neben dem Lohn für ihre Arbeit auch oft ein Mittagessen. In der Baukosten-Aufstellung werden an vielen Stellen Verzehrkosten genannt, die vom Amt Cleeberg an die Beamten, Meister, Handwerker und Hilfskräfte gezahlt wurden. So steht z.B. als Begründung in der Baukosten-Rechnung: „beim Zentgraf verzehrtt worden als sie den Wellbaum behawenn sollte(n)“. Die Aufsummierung der gesamten in der Baukosten-Aufstellung genannten Verzehrkosten ergibt einen Betrag, der 8,3% der Gesamtbausumme ausmacht. So wurden 15 Gulden aufgewendet, um das Richtfest zu feiern. Diese Summe enthielt sicherlich neben den Getränkekosten auch Essenskosten. So dürften mehrere Schweine geschlachtet worden sein, um das Ereignis angemessen zu feiern.

 

Wer sich näher mit der Errichtung der Schmelz-Hütte beschäftigen möchte, kann das Heft über folgenden Link bestellen.

  

Kaiserlinde und Napoleonstock 

Zwei historische Stätten in Oberkleen 

 

Rathaus in Oberkleen um das Jahr 1930 (am linken Bildrand die junge Kaiserlinde)

Kaiserlinde

Eine der Entscheidungsschlachten der Befreiungskriege gegen Napoleon war die im Oktober 1813 stattgefundene Völkerschlacht bei Leipzig, bei der Truppen der Verbündeten Österreich, Preußen, Russland und Schweden gegen die Truppen Napoleons kämpften. Der Sieg der Verbündeten, insbesondere der Preußen über Napoleon, war einer der Gründe, dass im Jahre 1913 dieser 100jährigen Wiederkehr gedacht wurde. Der zweite Grund für die im Jubiläumsjahr statt gefundenen Feierlichkeiten war das 25jährige Thronjubiläum des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. am 15. Juni 1913.

König Friedrich Wilhelm III. hatte im März 1813 Frankreich den Krieg erklärt und in dem Aufruf „An mein Volk“ bei seinen Untertanen um Unterstützung für den Kampf gegen Napoleon I. gebeten. Die Völkerschlacht bei Leipzig vom 16. bis 19. Oktober 1813 war die Entscheidungsschlacht der seit März andauernden Kriegshandlungen zwischen Preußen und seinen Verbündeten auf der einen Seite und Frankreich auf der anderen Seite. Diese Schlacht forderte auf beiden Seiten nahezu 100.000 Tote und Verwundete und galt aus militärischer Sicht bis zum Beginn des 1. Weltkrieges als die größte Schlacht der Weltgeschichte.

Der Sieg über Napoleon und das Gedenken an die Opfer wäre im Kaiserreich des Jahres1913 alleine ein Grund für Feierlichkeiten und Gedenkfeiern gewesen. Hinzu kam das 25jährige Thronjubiläum von Kaiser Wilhelm II., dem letzten deutschen Kaiser. Friedrich Wilhelm hatte im Dreikaiserjahr 1888, nachdem sein Großvater Wilhelm I. im März verstorben war und der an Kehlkopfkrebs erkrankte Vater im Juni starb, als Wilhelm II. am 15. Juni 1888 den Thron bestiegen.

Die im Jahre 1913 gepflanzte Kaiserlinde vor dem Westportal des Rathauses in Oberkleen (Die Aufnahme entstand im Frühjahr 2013)

Zur Erinnerung an diese Ereignisse fanden im ganzen Land Gedenkfeiern statt. In Oberkleen, so berichtet der Dorfchronist, fand am 10. März des Jahres 1913 eine Schulfeier statt. Am 15. Juni wurde der Regierungsübernahme vor 25 Jahren gedacht und am 18. Oktober, dem Entscheidungstag der Völkerschlacht bei Leipzig eine Kaiserlinde vor dem Rathaus gepflanzt. Von 12 Uhr bis 13 Uhr wurde mit allen Glocken geläutet und am Abend des gleichen Tages zogen viele Einwohner aus dem Dorf auf den gegenüberliegenden Berg, wo ein Freudenfeuer entzündet wurde. 

 

 

Napoleonstock

Man kann davon ausgehen, dass der Napoleonstock an der Straße von Oberkleen nach Oberwetz bereits Anfang des 19. Jahrhunderts eingerichtet wurde. In den Bürgermeisterrechnungen von Oberkleen findet man im Ausgabenteil für die Jahre um 1806 Buchseiten die mit "Kriegskosten" überschrieben sind. Hierbei dürfte es sich aber mehr um Besatzungskosten gehandelt haben. Beispielsweise erhielt Pfarrer Münch für die Einquartierung französischer Offiziere im Pfarrhaus Geld aus der Gemeindekasse.

Nachfolgend sind einige Ausgabenposten genannt, die im Rechnungsbuch des Jahres 1806 genannt sind:

 

  • "Dem Martin Reuter für Stroh und Hafer, so der CavaIlerie abgegeben wurde"
  • "für Stroh, welches an die Einquartierung abgeliefert wurde"
  • "Dem Johann Pauli, welcher einem Franzosen ein paar Schuhe repariert hat"
  • "Dem Pfarrer Münch für die Bewirthung der bei ihm einquartierten französischen Offiziers"

Letzterer bekam aus der Gemeindekasse 297 Gulden und 48 Kreuzer
(1 Gulden = 60 Kreuzer = 240 Pfennige).

 

Im Almosenbüchlein der Oberkleener Kirchengemeinde des Jahres 1811 ist vermerkt, dass am 1.  Sonntag nach Ephi. 14 Kreuzer als Kollekte eingenommen wurden. 

 

Das Denkmal Napoleonstock an der Straße von Oberkleen nach Oberwetz (Aufnahme August 2013)

War der Napoleonstock an der Straße von Oberkleen nach Oberwetz ein anfänglich aus Holz errichtetes Denkmal, so ist er vor vielen Jahren durch einen Betonpfahl ersetzt worden. Mitglieder des Heimat- und Geschichtsvereins Oberkleen e.V. haben die umgebende Fläche gesäubert und die Beschriftung des Pfahls erneuert. Heute ist der Napoleonstock ein gekennzeichnetes Wegekreuz und Anlaufpunkt für Wanderer und Mountain-Biker. Der Elisabethenpfad, der von Marburg nach Frankfurt führt, der Schinderhannesweg und ein Fern-Wanderweg des Taunusklubs treffen sich am Napoleonstock.     








Nach oben auf dieser Seite

 

Zur Startseite